Open Source ist keine Glaubensfrage
Obwohl Informatik durchaus Glaubenssache sein kann, ist der strategisch geplante Einsatz von Open-Source-Software ein langfristig vorteilhafter Entscheid. Dies hilft dann auch, das Thema Open Source wieder auf einer pragmatischen und lösungsorientierten Ebene zu diskutieren.
Sei es an Podiumsdiskussionen, in Reaktion auf politische Vorstösse oder bei Berichterstattungen in den Medien, Befürworter von freier Software beziehungsweise Open-Source-Software werden oft als «religiös» oder gar «fundamentalistisch» bezeichnet. Die Vermutung steht also im Raum: Ist Open Source eine Glaubensfrage? Es gibt berechtigte Gründe, dieser Frage zuzustimmen, benehmen sich doch einige Exponenten der Szene bewusst oder unbewusst als Prediger oder gar Religionsführer. Andererseits ist die entsprechende Terminologieübernahme aus der Religion in die Informatik nicht nur Open-Source-Befürwortern vorenthalten: Auch Apple, Microsoft und viele weitere Grossunternehmen haben ihre eigenen, hochqualifizierten «Technology Evangelists», die über die Produkte und Standards der eigenen Firma informieren und sie anpreisen. Überzeugungen zu vermitteln und Meinungen zu prägen scheinen in der Informatik zentral zu sein.
Vier Argumente, dass Informatik Glaubenssache ist
Dies ist auch nicht weiter erstaunlich, bedenkt man die grosse Tragweite einer grundlegenden Plattformwahl und den darauf folgenden «Sunk Costs». Entscheidet sich nach (hoffentlich) eingehender Evaluation eine Organisation endlich für ein bestimmtes Produkt, einen Softwarelieferanten, eine Entwicklungssprache etc., dann tut sie gut daran, alle Mitarbeitenden intensiv auf der neuen Plattform zu schulen, die neue Software eng in die Businessprozesse zu integrieren, passende Komplementärprodukte zu beschaffen und weitere Zusatzinvestitionen in die Plattform zu tätigen, damit die Neubeschaffung dereinst auch tatsächlich als Erfolg gewertet werden kann.
Wie aber ist dieser Erfolg definiert und wie stellt man ihn fest? Die Unschärfe der Erfolgsmessung von IT-Projekten stellt ein zweiter Grund dar, weshalb Technologieentscheide oft Glaubenssache sind. Informatikausgaben sind stets langfristige Investitionen, deren direkten und indirekten Nutzen nur schwer gemessen werden kann. Zudem spielen neben den technischen Aspekten oft die organisatorischen Herausforderungen eine noch viel grössere Rolle in Bezug auf den Erfolg eines Informatikprojekts. So bleibt der Einfluss eines Plattformentscheides auf den Gesamterfolg von solchen Projekten meist ungewiss.
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